Sachsens CDU beugt sich Erpressung auf Kosten des Föderalismus – widerspricht politischem Erbe von Helmut Kohl

Zur Aktuellen Debat­te „Neuord­nung der Bund-Län­der-Finanzbeziehun­gen“ auf Antrag der Koali­tions­frak­tio­nen CDU und SPD erk­läre ich:
 
Im Gegen­satz zum SPD-Frak­tion­schef kann ich mir unter „sexy“ etwas anderes vorstellen als diese Debat­te. Denn die CDU/SPD-Koali­tion wollte über etwas reden, was Bun­destag und Bun­desrat längst beschlossen haben. Eigentlich han­delt es sich also um keine Aktuelle Debat­te, son­dern um eine Geschichtsstunde. Ja, auch wir hal­ten es für wichtig, dass es Pla­nungssicher­heit für Sach­sen gibt – und das auf erhe­blich höherem Niveau, als es die ver­ant­wortlichen Finanzpoli­tik­er der säch­sis­chen CDU erwartet haben. Der Finanzmin­is­ter braucht uns nicht mehr mit Taschen­spiel­er­tricks zu kom­men, denn wir wis­sen jet­zt, was finanziell auf uns zukommt.
Kri­tik­würdig bleibt die Erpres­sungsstrate­gie des CDU-Bun­des­fi­nanzmin­is­ters nach dem Mot­to: Alles oder nichts“, im „Alles“ war plöt­zlich eine Infra­struk­turge­sellschaft für die Auto­bah­nen und der Unter­haltsvorschuss drin. Bun­destagspräsi­dent Lam­mert, bekan­ntlich ein CDU-Mann, sprach von ein­er „ver­fas­sungsäs­thetis­chen Zumu­tung“ – Marko Schie­mann müssten die Ohren glühen. Es bleibt völ­lig unver­ständlich, wieso Sach­sens Staat­sregierung sich im Bun­desrat dem Vorstoß von Thürin­gen, Bran­den­burg und Berlin gegen die Infra­struk­turge­sellschaft ver­weigert hat, aber nun aus dem Munde des Min­is­ter­präsi­den­ten eben solche Kop­pelgeschäfte kri­tisiert.
Das Ganze lief auf Kosten der Län­der-Sou­veränität, denn die sein­erzeit mühevoll errun­gene Föder­al­is­mus­re­form II wird teil­weise wieder rück­abgewick­elt. Das Ergeb­nis ist laut Prof. Joachim Rag­nitz vom Dres­d­ner Ifo-Insti­tut, bekan­ntlich oft genug gän­zlich ander­er Mei­n­ung als wir: „Der Bund sitzt jet­zt am län­geren Hebel.“ Es wurde zugle­ich das Ende der Sol­i­dar­ität unter den Bun­deslän­dern ein­geläutet, auch wenn sie mit 16 Ja-Stim­men gegen den Bund agiert haben. Denn die finanzs­tarken Bun­deslän­der Bay­ern, Baden-Würt­tem­berg und Hes­sen haben mit ihrer Klage und ihren Dro­hun­gen fak­tisch den Län­der­fi­nan­zaus­gle­ich beerdigt.
 Gle­ichzeit­ig dro­ht nicht nur nach Mei­n­ung der „Welt“ das Ende des Föder­al­is­mus. Die Min­is­ter­präsi­den­ten bleiben am Katzen­tisch sitzen. Angesichts der aktuellen Prob­leme in Europa ist das beson­ders bedauer­lich – der deutsche Föder­al­is­mus wird ja als Mod­ell für eine EU-Reform genan­nt. Die Rück­kehr zu Zen­tral­staat und Zen­tral­is­mus ist eine Fehlen­twick­lung – zum denkbar falschen Zeit­punkt. Dass die son­st so stolz auftre­tende säch­sis­che CDU mit­macht, entset­zt mich zutief­st. Das passt auch nicht zum poli­tis­chen Erbe Hel­mut Kohls, dem ger­ade in Sach­sen viele säch­sis­che Poli­tik­er ein Denkmal set­zten wollen. Dann sollen sie sein poli­tis­ches Erbe fort­set­zen. Denn Kohl war nicht nur überzeugter Europäer, son­dern Fre­und des Föder­al­is­mus.