reuhand-Studie: Jetzt muss schnell Aufarbeitung des Unrechts folgen – Zusammenarbeit der Parteien gefragt

Zu „Neue Treu­hand-Studie zeigt tiefen Ost-West-Riss“ („Säch­sis­che Zeitung“ von heute) erk­läre ich:
Die Aufar­beitung des Treu­hand-Unrechts gehört auf die Tage­sor­d­nung des Bun­destages. DIE LINKE will für diese Wahlpe­ri­ode des Deutschen Bun­destages die Ein­set­zung ein­er entsprechen­den Enquetekom­mis­sion. Ich erwarte, dass die SPD-Bun­destags­frak­tion ihre säch­sis­che Lan­desmin­is­terin Köp­ping nicht im Stich lässt und dieses Anliegen mit befördert.
Die noch amtierende Ost­beauf­tragte der Bun­desregierung hat Recht: Die Treu­hand-Archive müssen geöffnet wer­den. Es ist richtig und wichtig festzustellen, wie es offen­bar auch die aktuelle, noch unveröf­fentlichte Studie tut: Die Ost­deutschen empfind­en das Abwick­lungstreiben der Treu­hand bis heute als stark neg­a­tiv. Die Men­schen wollen aber nicht nur Respekt vor ihren Gefühlen, son­dern eine kon­se­quente Aufar­beitung des Unrechts, das unzäh­lige, dauer­haft gebroch­ene Erwerb­s­bi­ogra­phien ver­schuldet hat.
Die organ­isierte Dein­dus­tri­al­isierung Ost­deutsch­lands hat Fol­gen bis heute: Langzeitar­beit­slosigkeit und Alter­sar­mut, auch 27 Jahre nach der Wiedervere­ini­gung gibt es wed­er wirtschaftlich noch sozial eine deutsche Ein­heit: Die Wirtschaft­skraft der ost­deutschen Bun­deslän­der liegt erst auf 68 Prozent des West­niveaus, auch bei Löh­nen und Renten ist keine Annäherung abse­hbar. Das Fehlen von Zen­tralen großer Unternehmen im Osten führt zur Abhängigkeit von ander­norts getrof­fe­nen Entschei­dun­gen, siehe u.a. Bom­bardier und Siemens.
Aus den Schlussfol­gerun­gen der Arbeit ein­er solchen Enquetekom­mis­sion wird geschehenes Unrecht nicht wiedergut­gemacht, aber sie kön­nen dazu beitra­gen, dass die par­la­men­tarische Demokratie keinen weit­eren Ver­trauensver­lust erlei­det. Es wer­den sich aber auch in der Wirtschafts- und Sozialpoli­tik neue Auf­gaben daraus ergeben. Denn ein „Weit­er so“ bringt den Osten und auch Sach­sen nicht weit­er. Die Nach-Treu­hand-Ära muss durch einen neuen Auf­bruch über­wun­den wer­den, der starke Wirtschafts-Net­zw­erke in den Regio­nen fördert.