Teilnahme am Mahngang „Täterspuren“, aber nicht am Gauck-Festakt — keine Überhöhung des 13.2.

Wir hal­ten den amtieren­den Bun­de­spräsi­den­ten – bei allem Respekt vor sein­er Frei­heit, sich zu allen maßge­blichen The­men zu äußern – für einen ungeeigneten Red­ner zum 70. Jahrestag der Bom­bardierung Dres­dens. Herr Gauck hat erst unlängst ver­langt, Deutsch­land müsse seine Zurück­hal­tung bei mil­itärischen Ein­sätzen aufgeben und auch mehr zu den Waf­fen greifen. Wir betra­cht­en dies in einem Land, das zwei Weltkriege vom Zaun gebrochen hat, darunter den von 1939 bis 1945, der am 13. Feb­ru­ar 1945 zur Zer­störung Dres­dens führte, für eine gän­zlich falsche Ansage eines Staat­sober­hauptes. Dies gilt ums so mehr, als Herr Gauck schon in seinem Nach­wort zum „Schwarzbuch Kom­mu­nis­mus” aus dem Jahr 1998 – „Ein­heimis­chen wie Ver­triebe­nen galt der Ver­lust der Heimat als grobes Unrecht, das die Kom­mu­nis­ten noch zemen­tierten, als sie 1950 die Oder-Neiße-Gren­ze als neue deutsch-pol­nis­che Staats­gren­ze anerkan­nten” – den Ein­druck erweckt hat­te, er halte die Akzep­tanz der Oder-Neiße-Gren­ze für das Zemen­tieren von Unrecht. Zur jün­geren Ver­gan­gen­heit des Umgangs mit dem 13. Feb­ru­ar in Dres­den gehört, dass es lange gedauert hat, bis die Stadt darüber zu sprechen begann, dass die Gar­nison­sstadt Dres­den ein wesentlich­er Teil von Nazideutsch­land und keine unschuldige Kun­st- und Kul­turstadt war. Vergessen waren über viele Jahre die Geschichte von Tätern, Rassen­wahn und Anti­semitismus, Denun­zi­a­tion und Ver­fol­gung, Zwangsar­beit und Rüs­tung­spro­duk­tion, wie das Bünd­nis „Dres­den Naz­ifrei“ in seinem aktuellen Aufruf zum seit 2011 jährlich stat­tfind­en­den Mah­n­gang „Täter­spuren“ fest­stellt. Wir wer­den uns daher gemein­sam mit der Bun­desvor­sitzen­den der LINKEN, Kat­ja Kip­ping, am Mah­n­gang „Täter­spuren“ beteili­gen, nicht aber der Ansprache von Joachim Gauck bei­wohnen. Viele Jahre haben Nazis aus ganz Europa an der Über­höhung und Verk­lärung des Schick­sals Dres­dens angeknüpft. Erst das Sicht­bar­ma­chen der gesamten Geschichte auf den Spuren der Täter und das daran anknüpfende Engage­ment der Zivilge­sellschaft hat diesem braunen Spuk hof­fentlich ein Ende bere­it­et. Von ein­er erneuten Über­höhung durch den Auftritt des Bun­de­spräsi­den­ten zum 70. Jahrestag hal­ten wir nichts und wer­den uns daran nicht beteili­gen.