Seit wann entscheidet der Ministerpräsident darüber, wann Heranwachsende geimpft werden?

Zur Ankündi­gung von Min­is­ter­präsi­dent Kretschmer, dass sich ab sofort in Sach­sen auch Kinder ab 14 Jahren in einem Impfzen­trum impfen lassen kön­nen, erk­läre ich:

„Die Kom­mu­nika­tion des Min­is­ter­präsi­den­ten verun­sichert Eltern, die nun das Gefühl haben, schnell entschei­den zu müssen, ob sie ihre Kinder impfen lassen wollen oder nicht. Für sie wäre ein per­sön­lich­es Beratungs­ge­spräch beim Kinder­arzt hil­fre­ich, was die Medi­zin­er in den Impfzen­tren gar nicht leis­ten kön­nen.

Das Deutsche Rote Kreuz als Betreiber der Impfzen­tren war zudem nicht über die Pläne des Min­is­ter­präsi­den­ten informiert und hat dementsprechend keine Vorkehrun­gen getrof­fen. Es kann also in dieser Woche sich­er noch keine Ter­min­ver­gabe für die Her­anwach­senden über die Impf­por­tale geben, obwohl der Min­is­ter­präsi­dent diesen Ein­druck ver­mit­telt. Was sagt eigentlich die zuständi­ge Min­is­terin dazu?

Zwar hat die Europäis­che Arzneimit­tel-Agen­tur (EMA) den Impf­stoff für Jugendliche ab 12 Jahren zuge­lassen, aber wed­er die Ständi­ge Impfkom­mis­sion (STIKO) noch die Säch­sis­che Impfkom­mis­sion haben bish­er Empfehlun­gen für das Impfen von Kindern aus­ge­sprochen. Es wird nicht erwartet, dass die STIKO über­haupt eine pauschale Impfempfehlung für Her­anwach­sende aussprechen wird.

Der Min­is­ter­präsi­dent sollte sich nicht anmaßen, ent­ge­gen der zuständi­gen Gremien zu agieren und Entschei­dun­gen zu tre­f­fen, die ein­er gründlichen medi­zinis­chen und ethis­chen Abwä­gung bedür­fen. Wir sind in der Pan­demie inzwis­chen an einem Punkt ange­langt, an dem wohl über­legtes Han­deln geboten ist. Im Übri­gen würde ich meine Kinder impfen lassen, sobald der Impf­stoff für ihre Alter­sklasse freigegeben ist und unsere Kinderärztin keine Ein­wände hat.“