Am 17. Juni gab es keine extreme Gefahrenlage – LINKE fordert Konsequenzen von Innenminister, Polizei- und Landtagspräsident
Heute hat sich der Innenausschuss des Sächsischen Landtages auf Antrag der Fraktion DIE LINKE mit den Geschehnissen am Abend des 17. Juni 2014, an dem Dutzende Nazis das Landtagsgebäude ohne Sicherheitskontrollen betreten konnten, befasst und Videoaufzeichnungen ausgewertet. Im Ergebnis der Sitzung stellte ich fest:
Dresden hat bei der NPD-Kundgebung am Haus der Presse insgesamt einen guten Polizeieinsatz erlebt. Wir sind froh, dass antifaschistische Gegendemonstrationen in Sicht- und Hörweite möglich waren – das war in der Landeshauptstadt nicht immer selbstverständlich.
Durch den Versammlungsleiter der NPD hat es eine erste provokative Handlung gegeben, als er die Versammlungsteilnehmer zu einem gemeinsamen Rückmarsch zum Landtag aufrief. Die Polizei hat dafür einen Einsatzkorridor zur Verfügung gestellt. Zu einer zweiten Provokation kam es, als die Versammlungsteilnehmer die Demonstration nicht – wie angekündigt und beabsichtigt – geordnet in Richtung ihrer in der Semperoper-Tiefgarage abgestellten Fahrzeuge verließen, sondern sich auf dem Landtagsvorplatz sammelten.
In dieser Situation hat der Einsatzleiter eine „abstrakte Gefahrenlageeinschätzung“ vorgenommen und daraufhin den stellvertretenden Sicherheitschef des Sächsischen Landtages gefragt, ob die ehemaligen NPD-Kundgebungsteilnehmer das Gebäude betreten könnten. So wollte er präventiv auf eine sich – aus seiner Sicht – zuspitzende Situation reagieren. Diese Lagebeurteilung ist nach dem uns vorgelegten Datenmaterial eine „situative Fehleinschätzung“ gewesen.
Wir erwarten vom Innenminister und vom Polizeipräsident, dass sie dem Einsatzleiter der Polizei in geeigneter Weise verdeutlichen, dass bestimmte Objekte im öffentlichen Raum – wie etwa die Synagoge oder eben der Sächsische Landtag – nicht in polizeiliche Überlegungen einbezogen werden dürfen, sofern nicht Gefahr für Leib und Leben besteht. Das war am 17. Juni objektiv nicht der Fall. Wir erwarten weiterhin, dass der Landtagspräsident dahingehend persönliche Konsequenzen aus den Geschehnissen zieht, dass er für sich die Frage klärt, wie er künftig in solchen Situationen mit den Abgeordneten umzugehen gedenkt. Seine Verweigerungshaltung am ersten Plenartag hat bekanntermaßen fraktionsübergreifend für Empörung gesorgt. Das zeigt, dass ein neuer Kommunikationsstil notwendig ist.