Unland soll endlich mutig werden und offen sagen, wo er weiter einschneiden will / Ist Tillich noch Regierungschef?

Zu den heuti­gen Äußerun­gen von Finanzmin­is­ter Georg Unland (CDU) in der Säch­sis­chen Zeitung (u. a. „Wenn wir diesen Umbau jet­zt nicht anpack­en, son­dern immer nur nach mehr Per­son­al rufen, fahren wir den Staat gegen die Wand“) erk­läre ich:
 
Der Freis­taat rast längst in Rich­tung Wand, und Unland will mit der CDU auf dem Gaspedal ste­hen­bleiben. Wenn wir den Auf­prall noch ver­hin­dern wollen, müssen wir das Lenkrad herum­reißen – und endlich die richti­gen Fra­gen stellen. Ich bin gerne bere­it, darüber zu debat­tieren, was ein Staat leis­ten soll und muss. Das geht aber nur mit ser­iösen Dat­en und klaren Ansagen. Hin­ter Tillichs Vor­gabe, die Zahl der Lan­des­be­di­en­steten von 86.000 auf 70.000 zu drück­en, stand nie ein Konzept. Unland set­zt jet­zt noch einen drauf und plädiert dafür, langfristig sog­ar noch mehr als ein Fün­f­tel des Per­son­als abzubauen, und das wiederum ohne Konzept. Der Finanzmin­is­ter sollte endlich mutig wer­den und offen sagen, wo er weit­er ein­schnei­den will. Es überzeugt nicht, wenn er neb­ulös übers „Ratio­nal­isieren“ spricht. Die Lan­des­be­di­en­steten im Jus­tizvol­lzug, in der Arbeitss­chutzver­wal­tung, im öffentlichen Gesund­heits­di­enst und an vie­len, vie­len anderen Stellen ächzen schon heute unter der Last ihrer Auf­gaben, ganz zu schweigen von den Lehrkräften, Polizeibeamten und Hochschulbeschäftigten. Die Forderung nach „Ratio­nal­isierung“ dürfte ihnen wie der blanke Hohn vorkom­men.
 
Der öffentliche Dienst hat keine „fet­ten Jahre“ hin­ter sich, die verzicht­bare „Fettpol­ster“ hät­ten hin­ter­lassen kön­nen. Der Patient darbt längst auf der Inten­sivs­ta­tion, und Che­farzt Unland will die Nahrungsmit­tel noch strenger rationieren. Infolge der CDU-getriebe­nen Abbaupoli­tik ist der Staat schon heute an vie­len Stellen kaum noch hand­lungs­fähig. Das zer­stört Ver­trauen, ver­schlechtert die all­ge­meinen Lebens­be­din­gun­gen und treibt Men­schen aus dem Land. Für Unland ist der Bevölkerungss­chwund offen­bar ein unum­stößlich­es Natur­phänomen. Er fragt gar nicht erst danach, wie sich poli­tisch gegen­s­teuern ließe. Stattdessen soll alles weit­erge­hen wie bish­er, von Ein­sicht keine Spur. Sehr anschaulich ist sein Plä­doy­er für größere Schulk­lassen – frei nach dem Mot­to: Nichts ist so übel, dass es sich nicht noch ver­schlim­mern ließe. Dazu passt es beispiel­sweise auch, dass die Hochschulen gezwun­gen wer­den, sich zu verklein­ern, was auch den Wis­senstrans­fer in Rich­tung säch­sis­ch­er Unternehmen beein­trächti­gen dürfte. Kom­biniert mit ein­er Schulpoli­tik, die per­son­ell nicht auf steigende Schülerzahlen reagieren will, wird das die Nach­wuch­sprob­leme der heimis­chen Wirtschaft mit Sicher­heit lösen …
 
Ironie bei­seite: Was sagt eigentlich Stanis­law Tillich zu diesen wichti­gen Fra­gen? Ist er noch Regierungschef?